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Wie nachhaltig ist Excellence?

Mit ihrem neuen Flussschiff Excellence Empress geht die Excellence-Reederei neue Wege zu Gunsten sauberer Luft in den europäischen Flussregionen. VR- Präsident und Reederei-Chef Karim Twerenbold (KT) und Mittelthurgau-Geschäftsleiter Stephan Frei (SF) äussern sich über Ökologie und Nachhaltigkeit bei Excellence.

Herr Twerenbold, Sie bauen mit der Excellence Empress ein Schiff, das umweltgerechter ist als vergleichbare Flussschiffe. Wie wollen Sie das erreichen?

KT Der Antrieb eines Schiffes ist entscheidend. Hier kann man die grösste Wirkung erzielen. Flussschiffe fahren mit Dieseltreibstoff, anders übrigens als Hochseeschiffe, die mit Schweröl fahren (siehe Infobox weiter unten). Bei Flussschiffen geht es beim umweltgerechten Antrieb um die Emissionen von Stickoxiden und Feinstaub. Genau hier setzt unser neues System Clean Air Technology an.

Wie funktioniert dieses System?

KT Es ist ein Katalysatorsystem. Im Abgas enthaltene Stickoxide werden zu Wasserdampf und Stickstoff umgewandelt. Zusätzlich zu diesem Katalysator installieren wir auf der Excellence Empress einen Dieselrusspartikelfilter. Der SCR-Katalysator in Verbindung mit diesem Filtersystem führt zu einer drastischen Reduktion von Stickoxid und Feinstaub – ein Novum im Passagier-Flussschiffbau.

Das erstaunt, denn diese Technik gibt es schon lange.

KT Das ist richtig. Nur konnte sie bisher nicht realisiert werden, weil man die bestehenden Katalysator-Filtersysteme nicht einfach so in Passagier-Flussschiffe einbauen konnte. Ein solches System muss verschiedene Richtlinien und EU-Direktiven erfüllen, um von den Prüfstellen bewilligt zu werden. Die Herausforderungen dabei sind das zusätzliche Gewicht für das Schiff und der hohe Platzbedarf im Maschinenraum. Aber wir haben es zusammen mit unseren Partnern gemeistert. Unser neues Schiff wird weltweit das erste seiner Art sein, das mit der Clean Air Technology fährt. Wir verringern die Stickoxid-Emissionen um über 75% und den Feinstaub um mindestens 90%. Das macht uns stolz.

Wie sieht es mit den anderen Excellence Schiffen aus?

KT Wir prüfen zurzeit, auf welchen Schiffen das System eingebaut werden kann. Wo es machbar ist, werden wir nachrüsten. Unser Ziel ist, dies bis 2022 zu tun.

Was kostet das Clean Air Technology-System?

KT Für die «Empress» bedeutet es Zusatzkosten von rund 400’000 Franken, wenn man es mit einem Schiff gleicher Bauklasse wie der Excellence Countess vergleicht.

Es sind in der Kreuzfahrtindustrie verschiedene Umweltlösungen im Gespräch. Warum haben Sie gerade diese gewählt?

KT Wir suchen seit langem nach einer Lösung. Zwei Punkte waren uns wichtig. Erstens die Machbarkeit und der Zeitrahmen. Wir wollten mit der heute im Schiffsbau verfügbaren Technik Massnahmen ergreifen, die jetzt realisierbar sind. Zweitens: unser Anspruch war, dass eine deutliche Emissionsreduktion dabei herauskommt. Beides haben wir erreicht. Aus unserer Sicht ist Clean Air Technology der richtige Weg. Wir sind uns aber bewusst, dass wir damit das CO2-Problem noch nicht gelöst haben. Wir beobachten die technische Entwicklung und bleiben am Ball. Mit der drastischen Eindämmung von Stickoxid und Feinstaub machen wir einen bedeutenden, aber nicht den letzten Schritt.

SF Andere Lösungen wie LNG-Treibstoff oder E-Antrieb haben wir mit den Technikern diskutiert und am Ende verworfen. Sie wirken entweder nicht auf der gesamten Fahrt, sondern nur auf den letzten Kilometern vor dem Hafen, oder sie sind zu wenig effizient in der Ausstossreduktion.

Hat Excellence jetzt das Umweltthema für sich entdeckt?

KT Wir sind seit zwölf Jahren als Flussschiff-Reederei und Schiffsbauer tätig und haben von Anfang an im Blick gehabt, unsere Schiffe so umweltbewusst wie möglich zu betreiben und schon beim Bau auf die modernste Technologie zurückzugreifen. Umwelttechnik ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wir haben für unsere Schiffe kontinuierlich viel Geld in die Hand genommen, aber nicht für jede Massnahme eine Pressemitteilung herausgegeben.

«Wir übernehmen Verantwortung und werden weiter substantiell in den Klimaschutz und den Umweltschutz investieren.»

SF Das Thema Umwelt ist für uns alles andere als eine Neuentdeckung. Ein paar Beispiele: Unsere Excellence Schiffe sind mit Landstromanschlüssen ausgestattet. Wo Stromanlagen am Anleger verfügbar sind, können wir unsere Dieselgeneratoren am Hafen abschalten. Das ist nicht nur klimagerecht, sondern verringert die Luftschadstoffe in den Hafenstädten. Ausserdem sind die Excellence-Schiffe mit den modernsten verfügbaren Kläranlagentechnologien ausgestattet. Hier übertreffen wir meistens die Anforderungen, und das seit jeher. Allein in die Klärtechnik haben wir in den letzten vier Jahren rund zwei Millionen Franken investiert.

Auch sind unsere Schiffe auf LED-Licht umgestellt. Das klingt wie eine kleine Massnahme, erhöht aber die Energieeffizienz markant. Ein weiteres Thema sind unsere Vakuum-Toiletten, mit denen wir rund 70% Wasser einsparen.

Sie setzen Ihre Schweizer Busse nicht nur für die Reise von und zum Hafen ein, sondern während der ganzen Excellence Flussreise. Finden Sie das nachhaltig?

KT Ja, das ist es tatsächlich. Man muss dazu wissen, dass der Bus die beste Umweltbilanz aller Transportmittel hat. Er ran giert noch vor der Bahn (siehe Infobox auf Seite 3). Für An- und Rückreise und alle Transfers vor Ort setzen wir unsere Twerenbold-Busse ein. Diese erfüllen die höchsten Umweltstandards und ab 2020 ausnahmslos die Euro-6-Norm. Das verbessert die Umweltbilanz im Vergleich zu Auto, Flugzeug und Bahn zusätzlich. In vielen Reiseländern wäre der Einsatz lokaler Busse keine Option, weil nicht nur Komfort sondern auch Umweltstandards dieser Busse oft unzureichend sind.

Sie bieten Reisen mit Schiff und Flug an. Was tun Sie in Sachen CO2-Bilanz?

SF Wir sind unternehmensweit dabei, alle Stellschrauben zu ermitteln, wo wir CO2 einsparen können. Auch hier gilt: Wir fangen bei uns selbst an und arbeiten daran, so wenig CO2 wie möglich zu produzieren. Was die verschiedenen Verkehrsmittel unserer Schiffsreisen-Arrangements betrifft, so haben wir in Zusammenarbeit mit der Stiftung myclimate die CO2-Bilanz ermittelt. Wir geben unseren Kundinnen und Kunden künftig die Möglichkeit, die CO2-Belastung ihrer gesamten Flussreise zu kompensieren.

Wie sieht es mit dem Plastik an Bord aus, das früher oder später ja in den Meeren landet? Einige Reedereien eliminieren Plastik-Trinkhalme von Bord.

SF Plastik-Trinkhalme stehen nicht zuoberst auf unserer Agenda. Priorität haben Massnahmen, die grosse Wirkung entfalten, wie etwa die Motorisierung der Flotte. Aber wichtig ist die Plastik-Thematik schon. Wir haben als Ziel definiert, bis 2021 100% des Verbrauchsplastiks von unseren Schiffen zu verbannen. Nachhaltigkeit beginnt ja bei uns allen im Kopf. Wenn Bambustrinkhalme dazu beitragen, unsere Gäste, unsere Mitarbeitenden und Partner zu sensibilisieren, dann wäre das eine gute Sache. Am Ende muss aber jede Massnahme, ob klein oder gross, ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden.

Klingt gut. Was heisst das konkret?

KT Alle unsere Massnahmen werden Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Twerenbold Reisen Gruppe sein. In diese müssen auch soziale Aspekte hineinspielen. Auf diese Art werden wir künftig zielführend agieren können. Die Arbeit daran hat bereits vor längerer Zeit begonnen. Wir diskutieren das breit im Unternehmen, mit Umweltexperten und Partnern. Unser ehemaliger Imbach-Geschäftsführer Hans Wiesner bringt eine Menge Erfahrung mit und koordiniert spezifische Umweltprojekte. Unsere Ideen werden wir auf ihre Umsetzbarkeit prüfen. Unsere Ziele werden transparent, verbindlich und überprüfbar sein. Das heisst: Für jede und jeden wird sichtbar, ob wir unseren Worten Taten folgen lassen oder nicht. Wir wollen unsere Zeit und unser Geld nicht in blosse Absichtserklärungen oder öffentlichkeitswirksame Versprechungen investieren, sondern uns hohe Ziele stecken und diese erreichen.

Können Sie schon etwas über diese Nachhaltigkeitsstrategie sagen?

KT Der wichtigste Eckpunkt besteht aus vier Worten, ist ganz banal aber der Wichtigste. Wir meinen es ernst. Das bedeutet: wir übernehmen Verantwortung und werden weiter substantiell in den Klimaschutz und den Umweltschutz investieren. Was wir tun, soll vorbildhaft sein. Wir sind dabei, die Strategie gruppenübergreifend zu finalisieren. Diese definiert übergeordnete Ziele und zeigt auf, was die einzelnen Handlungsfelder und Massnahmen für jedes Twerenbold-Unternehmen werden.

Was ist gewonnen, wenn viele andere weitermachen wie bisher?

KT Möglich, dass viele erst handeln, wenn die Umweltbestimmungen es verlangen. Aber das kann nicht unser Massstab sein, wir müssen bei uns anfangen. Auch wir wollen natürlich ein profitabler Reiseanbieter bleiben, um weiterhin Investitionen, auch im Bereich Nachhaltigkeit tätigen zu können. Nachhaltigkeit und Profitabilität stehen sich aber nicht im Wege, sie bedingen einander. Als Familienunternehmen blicken wir nächstes Jahr auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Wir haben immer langfristig gedacht und investiert. Verantwortlich gegenüber Kunden, Partnern, Mitarbeitenden und der Umwelt zu handeln, ist Teil unserer DNA. Jetzt wollen wir das Thema Nachhaltigkeit noch stärker im Unternehmen verankern.

SF Für ein Reiseunternehmen wie uns ist das nach meiner Überzeugung eine existenzielle Zukunftsfrage. Wenn ich sehe, wie stark sich die Schweiz in Wissenschaft und Forschung beim Thema Nachhaltigkeit einbringt, komme ich zum Schluss: Wir als einzige in der Schweiz ansässige Schiffseigner und Reiseanbieter müssen uns genau daran orientieren und Verantwortung übernehmen und nicht sagen: viele andere machen ja nichts.

Glauben Sie, dass Ihre Gäste bereit sind, auch einen Beitrag an Nachhaltigkeit zu leisten?

KT Wir sind davon überzeugt. Auch unsere Reisegäste sind Eltern und Grosseltern, denen die Zukunft ihrer Kinder am Herzen liegt. Ich hoffe, dass es hilft, wenn unsere Kundinnen und Kunden erkennen, dass wir in Vorleistung gegangen sind. Am Ende geht es um nichts weniger, als um die Zukunft des Reisens und des Kreuzfahrens. Am besten ist, wenn sich dazu alle einbringen, so gut sie können.

Danke für das Gespräch.


Infobox

Wie belasten Kreuzfahrtschiffe Meer und Fluss?

Meer. Die grösste Umweltbelastung in der Kreuzfahrtindustrie entsteht durch Hochseeschiffe. Noch immer sind die meisten mit Schweröl unterwegs, was einen hohen Ausstoss von Schwefel, Stickoxid, CO2 und Russpartikel (Feinstaub) zur Folge hat. Ab 2020 gilt nach internationaler Vorschrift ein maximaler Schwefelgehaltanteil von 0,5% beim Antriebsstoff. Hochseeschiffe laufen meist auch an den Häfen weiter mit Schweröl. Neben der hohen Schadstoffbelastung auf See führt dies auch zu einer hohen Luftbelastung an Land. Verschiedene Reedereien bemühen sich um umweltgerechtere Massnahmen, insbesondere um zukunftsfähige Antriebs-/Abgaslösungen und alternative Treibstoffe.

Fluss. Anders verhält es sich bei Flussschiffen. Sie fahren mit Marinedieselöl mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,1%. Dieses ist bei der Verbrennung deutlich weniger schädlich als Schweröl, aber auch erheblich teurer. Die Haupt-Schadstoffemissionen in der Binnenschifffahrt sind der Feinstaub und die Stickoxide (NOx), die zum Abbau von Ozon in der Stratosphäre und zur globalen Klimaerwärmung beitragen und die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen.

NOx-Emissionen kann man nicht mit anderem Treibstoff, sondern nur mit modernerer Abgasreinigung reduzieren. Das Clean Air Technology System, das auf der Excellence Empress erstmals eingesetzt wird, reduziert NOx-Emissionen um 75%, Feinstaub um mindestens 90%.

Reisebusse sind Öko-Sieger

Im Vergleich aktueller Emissionswerte erreicht der Reisebus die beste Umweltbilanz aller Verkehrsmittel. Untersuchungen* zeigen dass der Bus bei den Schadstoffausstössen und beim Energieverbrauch am besten abschneidet. Bei den CO2-Emissionen zeigen Bus (23-30 Gramm pro Personenkilometer) und Bahn (35 g/Pkm) im Vergleich zu Auto (138 g/Pkm) und Flugzeug (246 g/Pkm) deutlich umweltgerechtere Werte. Bei NOx (<0,05 g/Pkm) und Feinstaub (<0,002) erreichen moderne Reisebusse wie die Twerenbold-Flotte mit schadstoffoptimierten Euro-6- Motoren bei guter Auslastung bereits eine sehr gute Umweltbilanz.

* Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), 2017

 

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