Grüne Kaiserin, blaue Donau
Was, wenn gleich das erste Betriebsjahr das Jahr von Corona ist? Thomas Kutschera von der Schweizer Illustrierten war im Herbst 2020 an Bord der Donaukaiserin, die neue Massstäbe in punkto Luxus und Umwelttechnik setzt.
Text: Thomas Kutschera
Fotos: Monika Flückiger
29. April 2021
900 Meter breit ist die Donau hier bei Sturovo, östlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Die Mitte des Stroms bildet die Grenze: In Fahrt richtung Osten liegt backbord (linker Hand) die Slowakei, steuerbord Ungarn. Lautlos gleitet die Excellence Empress durchs Wasser, während vieler Kilometer ist die Uferlandschaft unberührt. «So geht Entschleunigung», sagt Peter Gysi. Für den Aargauer und Ehefrau Christel ist es die dritte Flussreise mit dem Reisebüro Mittelthurgau. Nun steht er auf dem Sonnendeck und unterhält sich mit Kapitän Popke Dillingh. «Normalerweise sind auf dieser Strecke zwischen Wien und Budapest 300 Passagierschiffe unterwegs. Wegen Corona sinds nur noch eine Handvoll», gibt der Niederländer Auskunft.
«Normalerweise sind auf dieser
Strecke 300 Schiffe unterwegs.
Wegen Corona sinds nur noch eine Handvoll.»
Kapitän Popke Dillingh
Im Juli 2020 ist die «Empress» auf Jungfernfahrt gegangen. Als zehntes und moderns tes Flussschiff der Reederei Swiss Excellence River Cruise in Basel. Diese gehört zum Badener Familienunternehmen Twerenbold Reisen. Geführt wird das Geschäft in der vierten Generation von Karim Twerenbold. Mutter Nazly hat das stilvolle Interieur der «Kaiserin» designt. In den 89 Aussenkabinen des schwimmenden Vier- Sterne -Superior-Hotels gehört SRF auch
fern der Heimat zum TV -Programm, die Junior Suiten bieten eine Auswahl aus vier Kissensorten. Nicht umsonst nennt sich die Excel lence -Flotte «die kleinen Schweizer Grandhotels».
Bei unserem Besuch ist die «Empress» in ihrem Stammgebiet unterwegs – auf der Donau. Komfortable Twerenbold -Busse bringen die 100 Gäste aus der Schweiz nach Passau in Niederbayern, wo es heisst: Leinen los! Sieben Tage dauert die Reise nach Melk in Niederösterreich, durch die Wachau (Unesco -Welterbe) bis nach Sturovo (Slk) und zurück. Bei der Begrüssung in der Lobby weisen Hotelmanagerin Irène Künzler und Reiseleiter Maik Schenk auf die Desinfektionsspender hin. Sie wiederholen die Sicherheitsregeln: immer wie der die Hände desinfizieren, vor allem nach den Landausflügen. Beim Einsteigen mit der Wärmebild kamera die Körpertemperatur messen. Ist man unterwegs auf dem Schiff, heissts in den öffentlichen Bereichen: Maske tragen – auch für die 44-köpfige Crew. Die zulässige Passagierzahl ist um zwanzig Prozent reduziert worden, Abstand halten ist so problemlos möglich.
Die Stimmung auf dem Luxusliner: locker, ungezwungen. Krawattenpflicht? Gibts nicht. Das Essen ist vorzüglich. Dafür verantwortlich ist Stefan Sköries: «Chichi ist mir fremd.» Stattdessen zaubert der Deutsche köstliches Rindstatar im Sushi -Bistro oder knackfrische Salatbowlen in der Showküche des À -la- carte-Restaurants. «Wir geniessen nicht nur Ruhe und Aussicht auf dem Sonnendeck», sagt Stammgast Gysi. Tagsüber beteiligen sich der pensionierte Maschinenbauer und seine Frau etwa an einer Weinprobe eines regionalen Produzenten. Überhaupt stehen den Excellence -Gästen ein abwechslungsreiches Ausflugsprogramm und spezielle Events zur Auswahl: ein Schleusenkonzert mit unvergleichlicher Akustik, kundig begleitete Stadtrundfahrten, geführte Wanderungen und Velotouren am Donauufer. In Wien hat Kulturführer Heimo, der exklusiv Mittelthurgau -Gäste betreut, auch schon ein Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz organisiert.
«Darf ich nachschenken?», fragt Hotelmanagerin Künzler beim Apéro vor dem Kapitänsdinner. Die «Empress» ist das zweite Zuhause der Thurgauerin. Immer wieder trifft sie unter den Passagieren jemanden, zudem es eine Verbindung gibt. Vor Kurzem eine Frau, die als Kind mit Künzlers Grossvater gespielt hatte. An diesem Tag haben drei Gäste Geburtstag. Beim Abendessen singt Künzler mit der Crew ein Ständchen. Für die Gysis ist die Hotelmanagerin «die gute Fee». Apropos gut: Die mit dem renommierten Green Award ausgezeichnete Clean Air Technology macht die «Kaiserin» zum saubersten Passagier-Flusschiff der Welt. Dafür zeichnet die Schweizer Stiftung Myclimate das Reisebüro Mittelthurgau als Vorreiter ganzheitlich nachhaltiger Flusskreuzfahrten aus.
«Ein wunderbares Gesamterlebnis», zieht Peter Gysi auf der Heimreise auch diesmal Bilanz. Das Ehepaar freut sich: Im Sommer gehts mit der Excellence Coral von Berlin zur Ostseeinsel Rügen. Die «Empress» hat ihre erste Saison im Corona-Jahr gemeistert. «An Bord unserer Schiffe gabs keinen einzigen Corona -Fall. Schutzkonzept und Technik sind in der Winterpause auf den neusten Stand gebracht worden», sagt Mittelthurgau-Geschäftsleiter
Stephan Frei. Die neue Saison kann kommen.