Frau Junker auf der Seine

Wir waren begeistert, als uns das Schiffstagebuch von Monika Junker aus Bubenberg/BL ins Mail-Postfach flatterte. Lesen Sie, was in keinem Reiseprogramm steht – die persönlichen Höhepunkte ihrer Seine-Flussreise im August auf der Excellence Royal.

03. Januar 2022

Paris > Normandie. Gestern Nacht haben wir Paris verlassen, kreuzen Richtung Normandie. Bedeckter Himmel, kühles Lüftchen. Friedliche Fahrt durch schönste Natur, fast meditativ. Nur wenige Schiffe sind auf der Seine, kaum Wartezeiten an den Schleusen. Es duftet aus der Bordküche. Wie schön, nun eine Kleinigkeit zu essen.

Rouen > Ärmelkanal. Seltsame Entdeckung heute Nachmittag. Nein, ich habe weder zu viel Alkohol getrunken, noch einen Joint geraucht, sondern mit eigenen Augen gesehen: Die Seine floss plötzlich nicht mehr Richtung Meer, sondern aufwärts. Unser Schiff musste gegen die Strömung fahren. Die Erklärung: Hinter Rouen gibt es keine Schleusen mehr. Die Flut dringt aus dem Meer kilometerweit in die Seine.

Warum fliesst die Seine manchmal rückwärts?

Auf die normannische Küste wirkt einer der grössten Flutkoeffizienten der Welt. Bei Neu- oder Vollmond beträgt der Unterschied zwischen Ebbe und Flut bis zu 13 m. Diese Fluten drücken in die Seine-Mündung und sorgen dafür, dass sich ihre Flussrichtung zweimal am Tag umkehrt. In Caudebec (40 km vom Meer entfernt) schwankt der Wasserpegel der Seine bis zu 7 m, selbst in Rouen (100 km vom Meer) noch bis zu 4 m. Bis Ende der 1960er Jahre wütete in Seine-Maritime die gefürchtete Gezeitenwelle, der «Mascaret». Inzwischen hat man durch Baumassnahmen die Gefahr zwar gebannt, die Kraft der Gezeiten ist aber nach wie vor deutlich zu spüren.

Stéphane Studach, Excellence-Kreuzfahrtleiter

Le Havre. Früh geweckt vom Kreischen der Möwen, ziehe ich die Vorhänge der Kabine auf. Die Sonne schickt ihr Licht noch zaghaft über den Hafen. Auf Le Havre habe ich mich besonders gefreut. Im Krieg fast vollständig zerstört, musste die Stadt neu aufgebaut werden. Sie besitzt heute einen ganz eigenen Charakter und eine faszinierende Architektur. Die Kirche Saint-Joseph ist ganz aus Beton und Glas – wunderschön wie das Licht ins Innere fällt. In der Markthalle kosten wir Käse und Cidre der Region. Alle haben Spass. Vom rauen Klima in der Normandie merken wir nichts – so ist das, wenn Engel reisen … ;)

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Omaha Beach – gegen das Vergessen. Ein emotional aufwühlender Tag. Omaha Beach mit Besuch des Soldatenfriedhofes. Da stehe ich zwischen 10'000 Gräbern junger amerikanischer Soldaten. Sie haben dazu beigetragen, Europa von Hitler-Deutschland zu befreien. Ich sage diesen Helden heute, 76 Jahre später, mein stilles Danke.

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Wir ankern in Rouen. Ein Stadtrundgang am Morgen. Hübsche Gassen, Fachwerkhäuser, viele gemütliche Ecken mit herzigen Bistros, schöne Geschäfte zum «lädele» – schliesslich braucht auch die französische Wirtschaft Unterstützung. ;)

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Vernon > Giverny > Paris. Die letzte Erkundung an Land führt zum Anwesen von Claude Monet. Der Impressionist verbrachte hier seinen Lebensabend. Ein Traumgarten mit dem berühmten Seerosenteich, ein Ort voller Romantik und Farben. Ich bezweifle, dass es dem Künstler gefallen hätte, so viele Menschen durch seinen Garten trampeln zu sehen. Das Schiff kreuzt nun Richtung Paris. Gegen 22.30 Uhr werden wir die Stadt erreicht haben.

Neun Tage auf der Seine gehen zu Ende. Mein Rucksack ist prall gefüllt mit neuen Erlebnissen und Erkenntnissen. Au revoir, Frankreich!


Die Flussreise von Frau Junker

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